Die Klamurke ins vondortensche Multiversum

Aus den Gesammelten Werken des Ernst Tirckl-Wolff

Band XI

Einzelheiten zur Biographie des Ernst Tirckl-Wolff findet man hier

Herunterfallende Affen

Den schwankenden Palmen entfallen verschlafene Affen,
und werden ganz wacker geknipst von Safari-Touristen

Sanktionierte Dackel

Sanktionierte Dackel
wackeln mit gesenkten Häuptern
übern Bordstein

Missglücktes Göttergeschenk

Als Gabe für den müden Onkel Erwin
warf Gott ein Sofa von dem Himmel auf die Erde.

Doch ging das Sofa bei dem Aufprall dann kaputt

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Laternen im Nebel

Der Lehmann

rennt im Nebel

die Laternenpfähle um

(der Name der laternenumrennenden Person
wurde von unserem Dichter nach lautmalerischen Gesichtspunkten zusammenkomponiert
und hat mit dem auf anderen Wegen zustandegekommenen gleichlautendem Namen nichts zu tun.
Mit selbigem Namen behaftete mögen sich also nicht betroffen fühlen)

Friedrich Kahlwampf

Sicher ist es richtig, daß das deutsche Wort „Wahlkampf“ mitsamt der damit verbundenen Begrifflichkeit nur dank hochgezüchteter Dämlichkeit entstehen konnte.

Doch eben dank diesem Wort entstand in meiner Phantasie eine Gestalt, deren Abenteuer ich nunmehr literarisch verarbeiten möchte.

Der Name dieser neu entstandenen Persönlichkeit lautet: Friedrich Kahlwampf.

Die Abenteuer des frisch geborenen Friedrich Kahlwampf sollen dargestellt werden als kunstvolles Gewebe aus purem Blödsinn.

Bescheiden wie ich bin bilde ich mir natürlich nicht ein, ich könne mit meiner Kunst auch nur annähernd das Niveau der unfreiwilligen Wahlkampf-Komik erreichen. Die Wahlkampf-Komik ist einsame Spitze; ein Irrsinnsgipfel, der nur von Politikern und Politikgläubigen erklommen werden kann.

In Hoffnung auf eine fruchtbare Ausgestaltung der Kahlwampf-Abenteuer
Euer Ernst Tirckl-Wolff

Rhapsodie in i

Im Himbeersaft
versinken sieben Fliegen und ertrinken

Kraxelnde Kraken

Kraxelnde Kraken
erklimmen die Himmel
und ruhen dort aus

Butterverkrampschende Engel

Im Himmel verkrampschen die Engel die Butter.
Die Erzengel lachen, Gottvater, der tobt

Bekehrungstour

Mit hehren leeren Wörtern angefüllt den Sinn
zog Glabbropp hinaus in die Welt,
die Menschen zu bekehren
zur Einzig Wahren Lehre

Gendersprache

„Als ich heute früh meinen Mantel anzog, da dachte ich daran, wie sehr einen doch manchmal der Mangel an manchen Dingen quälen kann“, sagte Hürgokh.

„Nicht deinen Mantel zogst du an, sondern deine(n) (Man)Frau-tel“, verbesserte Genderino(a) streng. „Und nicht der Mangel an manchen Dingen kann einen manchmal quälen, sondern quälen tut eine(n) (man)frau-chmal der-die (Man)Fraugel an (man)frau-chen Dingen.“

Gewidmet der deutschen Spracherneuerung

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Sich neigender Zweig

Ein Rabe saß auf einem Zweige.

Weil der Zweig sich furchtbar neigte
krächzte er und flog davon

Eingevaster Hase

Gefangen von des Reimes Macht
saß der Hase in der Vase

(einvasen = in eine Vase stecken)

Gevaste Hasen und gewickelte Karnickel

In Vasen gefangene Hasen
beneiden die gewickelten Karnickel

Theobald der Große

Wo ist der große Theobald,
des’ Name durch die Äther hallt?
Der Nashörner sengt, und Spitzmäuse fängt,
und Drachen durch die Felder jagt…

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Schutz des Wahren Wahnsinns

Kraggemügge ward geschaffen
als Irrenanstalt für Dämonen,
deren Wahnsinn den normalen Wahnsinn stört

♦♦♦

Vor ein paar Jahren entdeckte unser Kollege die Kraggemügger Anstalt für übertrieben wahnsinnige Dämonen.

Das ist nicht mehr aktuell, da weltweit der normale Wahnsinn sich inzwischen weiterentwickelt hat
und die Kraggemügger Dämonen nun voll integriert sind.

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Lachende Engel und Spatzen

Wenn Kater Pater jagen durch die Gassen,
lachen im Himmel die Engel, auf Erden die Spatzen

Lise und der Tiger

In der Wiese läuft ein Tiger,
guckt herum, als sucht' er wen.
Statt des Tigers säh' ich lieber
Lise durch die Wiese geh'n.

Doch der Tiger hat die Lise gefressen

Wirre Gesellschaft

Der Goldhamster hat die Giraffe vertrieben,
das Nashorn liegt schwitzend im Bade.
Im Kleiderschrank sind noch drei Elche verblieben,
im Schlafzimmer acht Kannibalen

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Schwabenjagende Raben

In dichten Wolkenschwaden
lauern die Raben
auf jagbare Schwaben.

Igelgejagtes Grottenhuhn

Ein Grottenhuhn, gejagt von sieben Igeln,
lief durch die Höhle
und verfluchte Gott den Herrn

***

(laut Auskunft des Verfassers handelt es sich beim Grottenhuhn
um das in Grotten lebende Gallina volitans grottensis)

Suppenhuhngejagter Koch

Das Suppenhuhn kroch aus dem Topf
und
jagte zum Teufel den Koch

Sängerjagende Hühner

Verwilderte Hühner
jagen die Sänger
über die Bühne

Von einem papstgeweckten König

Am Ufer des Baches lag schlafend ein König.

Im Bach schwamm ein Papst,
der beim Beten ins Wasser gefallen
und Gott laut schreiend um Hilfe bat.

Von des Papstes Geschrei erwachte der König,
sah sich um, erblickte den Papst;
stand auf und ging in sein Schloss,
um in häuslicher Stille weiterzuschlafen.

Im Schlafgemach fliegende Fliege

In meinem Schlafgemach fliegt eine Fliege,
die Fliege ärgert mich, sie macht mich krank…
Ach, wenn ich eine Fliegenklatsche finde,
dann jag‘ ich sie ein Leben lang

***

Zu singen nach der Melodie
„Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde, vor meinem Vaterhaus steht eine Bank
Und wenn ich sie einst wieder finde, Dann bleib' ich dort ein Leben lang“

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Prabakitosbedingte Probleme

Prabakitos tantallaki;
Sabrömmokotull bri-bri

***

Über die prabakitosbedingten Probleme des Sabrömmokotull

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Labendes Rascheln

Raschelnd rieselt der Reis durch das Loch in der Tüte.

O großer Gott! Gedankt sei dir für die Güte,
daß durch labendes Rascheln erquickst du das Ohr!

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Fortschrittliche Zeiten

Die Welt verblumpert
in tranigem süßlichem Schlafe.

Dem saugenden Schlamme
entgrumpeln die Kröten verrotteten Grünkohl,

und Hammel jagen Hirten durch die Nacht

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Grasbrimmsender Strimpelgampel

Strimpelgampel brimmste ungebremst das Gras,
und brimmste, bis die Ziegen ihn vertrieben

♦♦♦

Kollege Tirckl-Wolff hat die Absicht, den grasbrimmsenden Strimpelgampel zum Helden einer längeren Erzählung auszugestalten.
Und nun muß er erst mal herausfinden, in welches irdisches Tun dieses „brimmsen“ sich hineinverkörpern lässt.
Alles nicht so einfach…

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Stehenbleibender Elefant

Ein Elefant
kam angerannt.

Und blieb dann steh'n.

Das war sehr schön.

Onkeljagende Tanten

Elefantenreitende Tanten
jagen besoffene Onkel ins Moor

Rollerjagendes Nashorn

Elektroroller jagend
rast ein Nashorn durch den Park

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Telefonloser Salomon

Der große König Salomon
hatte noch kein Telefon
und machte alles ohne

Gezäumte Widerkäuer

Gezäumte Widerkäuer1
Im Dornenbeet
Mit Klauen wie Zuckerrüben.


1) Gemeint sind ausdrücklich Widerkäuer und nicht etwa Wiederkäuer

Brontosaurus Brobbapp

Ottito Brobbapp beantragte in Deutschland politisches Asyl.

Nämlich sei er ein Brontosaurus;
und in seiner Heimat würde man ihm
– mit der Begründung, die Brontosaurusse seien ausgestorben –
die Existenz absprechen.

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Krachende Knochen

Krabülkolotatisch zerkräuselnd
verkrüllen sich krachende Knochen

und bröselnd entbimmt sich gesagtes am horchenden Ohr.

Das Auge verliert sich in tranig zerfließendem Dunkel;

und außer dem Dackel hört keiner das winselnde Moor.

Karl-Egon und die Putzfrau

Ich dachte,
Karl-Egon hätte die Putzfrau verführt.

Doch die Putzfrau war heute nicht da,
war woanders.

Und Karl-Egon war nirgends zu finden,
war weg.

Kürbis mit Sahne.

Geglückter Übergang
in neue Dimensionen
ist sehr begrüßenswert
und fast so gut
wie Kürbis mit Sahne.

Denkeralltag

Manchmal dacht’ er so angespannt,
daß alles vibrierte.

Und dann wieder aß er Vanilleeis
mit Zwetschgenkompott
und Gemüse.

Eselalltag

Mir ist alles recht schnuppe.

Die Esel laufen im Trab
und kommen sicher irgendwohin.

Manifest

Wieso schreib ich? Hä?
Will ich wen belehren? Bekehren?
Nee.
Eigentlich nicht.
Ich liebe das abstruse Fabulieren.

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© Raymond Zoller