Die Klamurke Belletristik

Zwischenfliege

Der Anfang

“Einmal muß man anfangen”, dachte er. “Unbedingt muß man anfangen!”

Und er beschloß, anzufangen.

Doch bevor er anfing anzufangen, legte er sich hin und dachte nach. Denn aller Anfang ist schwer; und ohne Nachdenken kommt man da nicht weiter. Geht einfach nicht! Beim besten Willen nicht!

Je länger er aber lag und über das Anfangen nachdachte, desto schwerer schien es ihm; und er kam schließlich zu dem Befund, daß es wohl besser ist, nicht anzufangen. Denn was kann das schon bringen außer Aufregung und Ärger? Nichts kann es bringen. Man müht sich ab und strengt sich an; und selbst wenn mal was rauskommt dabei, ist es fast schon das gleiche, als ob nichts rauskommt. Denn ganz egal, was entsteht – es verlangt nach Fortsetzung; jeder Schritt fordert unweigerlich den nächsten; dem Holländer, dem fliegenden gleich irrst du von Ziel zu Ziel; und jedes Ziel, kaum daß du es erreichst, löst sich auf in Nichts und verweist dich auf das nächste... — Nee; besser, gar nicht erst anfangen!

Und er beschloß, einzuschlafen.


© Raymond Zoller
Zur russischen Übersetzung
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Diesen Text findet man, neben vielen anderen, in dem Taschenbuch

Raymond Zoller

Wie ich den König vom Pferd schubste

und sonstiges Episodisches

RaBaKa-Publishing, Edition Ivata
Erscheinungstermin: Juni 2013
Seitenzahl: 196
ISBN: 978-3-940185-25-9


Sollte der vom Pferde geschubste König über den Buchhandel nicht mehr erhältlich sein,
so kann man ihn über den Vertrieb des Seminar-Verlags
bestellen.

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Der Verfasser schreibt in Deutsch und in Russisch, und für die in diesem Band veröffentlichten Texte gibt es jeweils auch eine russische Version. Die russischen Versionen findet man in dem entsprechenden russischsprachigen Band mit dem Titel «Как я сшиб короля с коня».

Außer für Russischsprachige kann das auch für deutschsprachige fortgeschrittene Russischlernende interessant sein. Letztere können beim Seminar-Verlag ein deutsch-russisches Bücherpaar bestellen.

Die Erzählungen kennzeichnet eine für Zoller typische inhaltliche Unernsthaftigkeit, kombiniert mit einer streng durchgestalteten Form. Die Szenen und Orte der Erzählungen reichen hinein ins Reich des Fantastischen; aber auch ganz normale Alltagsszenen weiß der Autor ins Absurde zu führen. Seine Protagonisten verhalten sich so, wie es nach Ansicht Zollers nicht allein Romanfiguren gut stände, sondern auch dem regelkonformen „Zivilisationisten“.

(Erika Reglin-Hormann)

Ausführliche Besprechung bei Amazon findet man über dieses Link