


Von dackelfressenden Nashörnern und nassen Fetischisten
Wo ist die Katze, die die Hörner nagt der Kühe?
Zeig mir das Nashorn, das am Straßenrand die Dackel frißt!
Besoffne Drachen fallen krachend von den Stühlen,
und aus dem Bache kraxelt naß ein Fetischist.
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Auf die Frage,
was ein aus dem Bache kraxelnder nasser Fetischist mit dackelfressenden Nashörnern zu tun hat,
lautete zunächst die Antwort:
daß er solches um des Reimes willen tut.
Und nach kurzem Überlegen:
daß selbiger Fetischist auf der Suche nach Fetischen in den Bach gefallen ist
und, da er aufgrund der Nässe dort nicht bleiben kann,
genau im richtigen Moment reimgerecht wieder herauskraxelt.
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Brunnensprung
Fällst du stolpernd in den Brunnen,
wird dir das nicht gut bekummen.
Springst du zielbewusst hinein,
springt das Glück dir hinterdrein.
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Von Nashörnern und Kakerlaken
Natürlich sind Nashörner größer als Kakerlaken;
doch dafür sind die Kakerlaken kleiner als die Nashörner.

Schwippschwager Schwappelmann
Der Schwippschwager Schwappelmann schaufelte Schnee mit der Schippe.
Dem Schwippschwager Schwappelmann wurde das alles zuviel.
Er schmiß in den Schnee seine Schippe und schaut’ in die Wolken;
doch die Wolken, die schwiegen und schaukelten schwankend dahin.
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Bei der Übersetzung eines russischen Textes ins Deutsche
stieß Kollege Tirckl-Wolff auf eines dieser zahllosen russischen Wörter,
die irgendwelchen Grad der Verschwägerung ausdrücken.
Die ungefähre Bedeutung des Wortes war ihm bekannt;
doch als allen familiären Zusammenhängen Fernstehender hatte er sich um die genauere Bedeutung nie Gedanken gemacht.
Nun aber, da er alles richtig übersetzen wollte,
musste er sich um diese Bedeutung kümmern.
Und stieß dabei, zum ersten Mal in seinem Leben, auf das deutsche Wort „Schwippschwager“.
Dies hat ihn so überrascht, daß er in wirrem Staunen obiges Gedicht schrieb.
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Aus dem Tagebuch eines Fotografen
Seit ich Fliegen fotografiere,
hasse ich Schmeißfliegen.
Sie fliegen nervösen Zickzackkurs
und setzen sich, wenn überhaupt, nur kurz hin,
um dann weiter Zickzack zu fliegen.
Versuche, sie zu fotografieren, kosten nur Nerven
und bringen nix.
Schmeißfliegen werd ich in Zukunft,
wie eh und je,
totschlagen;
das ist einfacher als fotografieren.
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Aus Ernst Tirckl-Wolff: Tagebuch eines Fotografen
(Seit Kollege Tirckl-Wolff sich ernsthaft der Fotografie widmet, ist er nicht wiederzuerkennen)
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Nordpolkrokodile
Am Nordpol gibt es keine Krokodile.
Den Krokodilen wär's am Nordpol viel zu kalt.
Wenn es am Nordpol Krokodile gäbe,
so wären sie verschnupft und schlecht gelaunt.
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Klagelied auf Ungeschriebenes
Bekannt ist mir wohl,
daß Lesben auf Wespen sich reimen,
und Wespen auf Lesben nicht minder.
Doch welches Gedicht
soll den Lesben und Wespen ich widmen?
– Da fällt mir nix ein
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Von den Donnerstagen
Wenn es immer und ausschließlich nur an Donnerstagen regnen würde,
könnte man am Wetter ablesen,
wann Donnerstag ist.
So aber
könnte an einem Donnerstag
genausogut Dienstag sein.
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Von Göttern und Nashörnern
Verwilderte Nashörner
jagen verängstigte Götter
durch nächtliche Himmel
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Von Fliegen und Fliegenklatschen
Hätte Gott die Fliegen nicht geschaffen,
so gäbe es auch keine Fliegenklatschen,
und die Fliegenklatschenproduzenten
müssten sich sonstwie beschäftigen
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Götterfeierabend
In den Abwasserschächten
verstecken sich die Götter
und ruhen aus von wirrendem Tun
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Von Musen und Dichtern
Im Schatten der Fichte
erwartet die Muse den Dichter.
Mit Musen zu schmusen
macht Dichten erst schön.
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Wenn ich Gott wär
Wenn ich Gott wär', wär' alles ganz anders:
Die Esel würd' ich mit Whisky erheitern;
die Hühner mit Bier zum Gesange verleiten,
und Kamele mit Eichhörnchen füttern
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Obigen Text findet man in dem Sammelband
"Einblicke in Abwege"
(Seminar-Verlag Basel)


Vom universellen Sein der Fischernetze
Auch wer kein Fisch ist,
kann sich in einem Fischernetze verfangen.
Denn Fischernetze sind universal.
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Über das himmlische Sein
Im Himmel gibt es keine Kakerlaken,
und Wespen nicht einmal zur Herbsteszeit.
Nur Engel fliegen dort,
im Tiefflug wirr durch dichten Nebel;
und stoßen sie zusammen, schimpfen sie
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Phantasievoller Machtmissbrauch
Den Berlusconi find ich noch lustig.
Als wackerer Machtmensch
mißbraucht er, wie alle, seine Macht;
doch tut er es spritziger, intelligenter
als all diese schmierigen Kleingeister.
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Von einem Kübel mit Deckel
Willst du nicht doch
den Deckel des Kübels verschließen?
Der Abend wird zeigen, was drin ist.
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Von freien Entscheidungen
Wenn jemand in einer Situation,
wo er zu wählen hat zwischen 'Geld oder Leben',
seine Geldbörse herausrückt,
so tut er dies aufgrund einer frei gefaßten Entscheidung.
Wer hier von Zwang redet,
der sieht die Dinge falsch
und täte besser daran,
sie richtig zu sehen.
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Gänse und Enten zur Weihnachtszeit
Äßen die Menschen statt Gänsen zu Weihnachten Enten,
so müssten die Enten hungernd im Schilf sich verstecken
bis alles vorbei ist
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Der seiner Bestimmung nicht gerecht werdende Mensch
Als Gott die Fliegen geschaffen,
da nervten die ihn sehr;
und Gott verstand,
daß er was falsch gemacht.
Die Fliegen zu vernichten
schuf er den Menschen.
- Der Mensch erfand die Fliegenklatsche
und noch so manche Gifte;
doch die Fliegen sind immer noch da,
und Gott wird so langsam nervös.

Zu des Volkes Erbauung
Wenn betrunkene Parlamentarier sich prügeln,
tun sie mehr fürs Volk und dessen Erbauung,
als wenn sie dösend in den Bänken
ihren Rausch ausschlafen.

Von den Hupfern zerstoppelter Hühner
Im großen Brausegebreche der Zeit
versinken, gleich Pflaumen im Meerrettichbrei,
die Hupfer zerstoppelter Hühner

Von kranken Kakerlaken und niesenden Schnaken
Aus grünen Büschen kriechen kranke Kakerlaken,
verwirrte Dackel winseln ratlos schrill im Chor.
Verschnupfte Schnaken schlüpfen niesend aus den Laken;
ein Esel guckt und wackelt mit dem Ohr.
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Antonius und Bibricus
Der Heilige Antonius
bekehrt‘ den Heiden Bibricus
zum einzig wahren Gotte.
Im Himmel sah‘n die beiden sich dann wieder,
und Bibric war dem Anton sehr zuwider.
Sie stritten ohne Unterlass

Idylle mit Müller
Klimpernde Mühlen klingen im Wind,
auf dem Dach hockt ein Rabe und krächzet.
Am Fluß auf dem Baum sitzt der Müller und singt,
und hält an den Ästen sich feste

Von stolpernden Drachen und erschrockenen Hasen
Wenn hoch in den Bergen in ewigem Eise
verirrte Drachen ins Stolpern geraten
und rumpelnd die Hänge hinunterpurzeln:
erschrecken im Tale die Hasen
und hoppeln davon

Straßenbahngejagte Nashörner
Fünf Nashörner waren’s. Sie rasten dahin
in brausendem dröhnendem Laufe.
Fünf Nashörner rannten die Schienen entlang
in wilder Flucht vor der Straßenbahn,
und stöhnten und brüllten und schnauften
♦♦♦

Von hinkenden Hunden und hustenden Hühnern
Wild heulet der Sturm.
Die Hühner husten,
und hinkende Hunde durchstreunen die Felder

Verwirrte Gespenster
Verwirrte Gespenster,
in Höhlenwirrnis nach Auswegen suchend,
fragen den Wandrer, wo's lang geht.
- Der Wandrer erschrickt
und läuft weg.
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Ein Unverstandener
„Protinus inrupit venae peioris in aevum“,
sagte Hürgokh und starrte betrübt an die Decke.
Doch niemand verstand ihn.
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Die Länge der Woche
Hätte die Woche vierzehn Tage statt sieben,
so wäre sie doppelt so lang

Nicht beissende Wespen
Wespen, die stechen,
beissen nicht

Es wird wirre
Es schweigen die Spatzen, die Krähen entschweben,
den Dächern entrutschen die Schornsteinfeger,
und Eber jagen verzweifelte Jäger

Schweigende Fliege
In wirrem Zickzack zog die Fliege durch die Räume.
Warum sie solches tat, das sagt sie keinem:
Sie sitzt nun rum und schweigt.

Kannibalenmahlzeit
Aus wirren Büschen kriechen Kannibalen,
versammeln sich im Kreis zu trautem Mahle:
Spaghetti gibt es heut', mit Zwiebeln und Tomaten.

Flügellose Dromedare
Ein Dromedar,
das wirr durch Wüsten läuft,
hat keine Flügel.
Denn wenn es Flügel hätte,
würd' es fliegen.

Tobende Tanten
Tobende Tanten
durcheilen die nächtlichen Lande

Teufel Egon und der Kater
Auf einer Parkbank, erschöpft von gottlosem Tun,
saß Teufel Egon, um auszuruh'n.
Erblickt' einen Kater, der jagte fünf Pater den Abhang hinunter,
- da lacht' Teufel Egon und ward wieder munter

Alles liegt in Gottes Hand
Alles liegt in Gottes Hand;
und deshalb bewegt er sich so unbeholfen und schwerfällig.
Würde man ihn weniger belasten,
so wäre sicher vieles einfacher.

Ohrverlust
Karl-Theodor verlor ein Ohr,
als der Frisör ihn tat rasieren.
Sehr wütend war Karl-Theodor,
und hat ganz furchtbar rumgeschieen

