Dies ist die offizielle Netzpräsenz des Internationalen Verbands der Nyeudachniki.

Näheres zum Internationalen Verband der Njeudachniki (Международный Союзь Неудачников) sowie zur inneren Natur des Njeudachnikertums (неудачничество) siehe weiter unten

Die soziale Konstellation, aus der heraus diese Seite entstanden ist, bringt es mit sich, daß auf ihr gleichzeitig mehrere Sprachen vertreten sein werden; und sich unserem Einflusse entziehende geschichtliche Entwicklungen führten dazu, daß für all diese Sprachen drei verschiedene Alphabete benutzt werden. Die daraus resultierenden technischen Probleme konnten bereits wenige Tage nach Inangriffnahme dieses Versuchs gelöst werden; bleibt nur noch das Problem, daß Persönlichkeiten, welche sich gründlicher mit den Problemen des Nyeudachnikertums (Неудачничество) vertraut machen wollen, die sich angesprochen fühlen und sich der Nyeudachniki-Gemeinde zugehörig fühlen, nicht umhinkommen werden, sich gleichzeitig auch zumindest mit den Anfangsgründen der russischen Sprache vertraut zu machen (Materialien hierzu findet man bei bedarf hier oder auch sonstwo).

Da bis zum gegebenen Zeitpunkt keine vernünftige deutsche Übersetzung gefunden wurde für das russische Wort „nyeudatchnik“ (неудачник), weil es in der deutschen Transkription sich recht blödsinnig ausmacht (und da wir es zudem, wie uns auffiel, es jedes mal anders transkribieren) gestatten wir uns, es mitsamt seinen Derivaten ganz einfach nicht zu transkribieren und in Kyrillisch zu bringen; nur halt, wie im Deutschen, als Substantiv mit großem Anfangsbuchstaben. Wer die kyrillische Schrift nicht oder noch nicht lesen kann, weiß also Bescheid.

Und ansonsten sind wir recht gespannt, wie det sich denn nu weiter so entwickeln wird.

Soll deinem Wort ich glauben?

Ein Unstern, scheint’s, hat dich bis jetzt verfolgt...

(Richard Wagner)

Die Internationale Vereinigung der Неудачники verdankt ihr Entstehen der merkwürdigen Tatsache, daß Igor (wird sich auf diesen Seiten sicher noch bemerkbar machen) mich immer wieder mit "Sie" anredete und selbige Merkwürdigkeit damit entschuldigt, daß er mich halt sehr schätzt. Bis es mir gelang, ihm klarzumachen, daß ich keineswegs besser bin als er und daß wir, was den sozialen Status betrifft, mitsamt unserem gesamten Freundeskreis im Bund der Неудачники vereinigt sind.

Also entstand der Международный Союз Неудачников, die Internationale Vereinigung der Неудачники.

Mit welchem Wort könnte man im Deutschen einen "Неудачник" bezeichnen? Ich weiß es nicht. Würde ich ein Russisch-Deutsches Wörterbuch aufschlagen (ich kann keines aufschlagen, da ich keins zur Hand habe), so würde dort vielleicht "Versager" stehen, vielleicht auch "Pechvogel." Vielleicht auch irgendwas besseres, was mir grad nicht einfällt.

"Versager" wäre ganz sicher falsch. Ein Versager ist ein Mensch, der in seinem aktiven Vorgehen was falsch macht. Eben: versagt. Und der deshalb nichts erreicht. Nicht weiterkommt. – Ein Неудачник hingegen ist ein Mensch, der Pech hat; das Moment des Versagens liegt nicht so sehr bei ihm, sondern eher bei der Umgebung.

Also doch Pechvogel? Nein. Auch das nicht.

Ein Неудачник war zum Beispiel Franz Schubert. Als Versager würde man ihn heute, da seine Musik im Allgemeinen anerkannt ist, wohl kaum bezeichnen. Zu Lebzeiten hatte er hingegen etwas Mühe, selbigen durch angemessene Nahrungsaufnahme eine entsprechende Länge zu verleihen. Неудачник war von Gogh, mit dessen Bildern heute irgendwelche Spekulanten Geschäfte machen. – Und wenn man heutzutage in einer Enzyklopädie unter Julius Robert Mayer nachschlägt, so erfährt man dort, daß selbiger der Entdecker des mechanischen Wärmeäquivalents ist und daß er mit selbiger Entdeckung eine gewisse Revolutionierung in der Physik bewirkt hat. Also offenbar eine Sache, dieses mechanische Wärmeäquivalent, die einer gewissen inneren Stringenz, einer inneren Logik nicht entbehrt. Zu Lebzeiten aber wurde – was man in den Enzyklopädien in der Regel nicht erfährt – Julius Robert Mayer eben aufgrund selbigen mechanischen Wärmeäquivalents ins Irrenhaus gesteckt. Und nicht etwa im finsteren Mittelalter war das, sondern in dem bereits fortschrittlichen neunzehnten Jahrhundert. Letzteres nur nebenbei. Als Versager wird man ihn, den Entdecker des mechanischen Wärmeäquivalents, wohl kaum bezeichnen können; was er tat, war, wie man sich heute in jeder Enzyklopädie überzeugen kann, konsequent und in Ordnung; das Versagen lag bei der Umgebung. Also ein Pechvogel? Klingt zu humoristisch. Wem das Schicksal die Schritte solcherart lenkt, daß er dauernd mit irgendwelchen Laternenpfählen oder fliegenden Sahnetorten kollidiert – den kann man wohl Pechvogel nennen; döt iss einfach lustig und komisch. Wie aber nennen wir einen Menschen, der tut, was er kann; der vielleicht sogar sehr viel kann oder könnte, den die Umgebung aber einfach nicht hochkommen läßt oder gar, so er sich zu sehr bemerkbar macht, auf den Scheiterhaufen oder ins Irrenhaus steckt? Ein Versager? War Giordano Bruno ein Versager? Vom Philistergesichtspunkt aus war er natürlich ein Versager. Hätte sich ja zurückhalten können; hätte er so gelebt und geredet wie alle ringsum, dann hätte man ihn sicher in Ruhe gelassen; und vielleicht hätte er es sogar bis zum Bischof gebracht oder zum Kardinal. - Doch für uns ist der Philistergesichtspunkt ja nicht maßgeblich. Wie wollen wir denn nu im deutschen solche Leute nennen, die wie gefangen sind im Kerker der Borniertheit ihrer Umgebung und nicht weiterkönnen? Bleiben wir beim russischen Wort: Неудачники. Basta.

Massen solcher Неудачники findet man zum Beispiel in den Ländern der auseinandergekrachten ehemaligen Sowjetunion; aber nicht nur.

Doch wollen wir die Sache nicht zu eng und verbissen nehmen; man kann sie nämlich, wie fast alles, auch von der lustigen Seite aus nehmen.

Womit denn diese Seite der internationalen Vereinigung infolge verschiedenster sich ihrem Einflusse entziehender Faktoren zur Erfolglosigkeit verurteilter Persönlichkeiten, die sich in der Erfolglosigkeit häuslich eingerichtet haben und sie noch ganz nett finden, eröffnet sei. Harren wir denn der Dinge, die da kommen und die sich machen lassen.

Verfasset wurde diese Einleitung am 1. März des Jahres 2005 von

Raymond Zoller,

einem gewohnheitsmäßigen, umständebedingten und überzeugten Неудачник sowie Mitglied genannter Vereinigung.

 

 

eXTReMe Tracker