In der altpirathakischen Sprache gibt es einen Kasus bzw. Fall, den nennt man Krüggelbammbumm; und dieser Fall drückt eine Beziehung aus, welche im Sinnlichen am deutlichsten in der Form des Stolperns in die Erscheinung tritt; und von daher auch diese von dem altpirathakischen Verb krüggelbammbemme abgeleitete Bezeichnung. "Krüggelbammbemme" bedeutet nämlich "stolpern".
Auf Deutsch also: Stolperfall.
Das Stolperfall-Objekt kann man charakterisieren als einen Gegenstand, welcher einen ungenügend geführten Handlungsablauf übergehen läßt in einen völlig außer Kontrolle geratenen Vorgang. Was man ja, gewissermaßen als Urphänomen, eben im Stolpern vor sich hat.
Die Stolperfall-Sätze sind von schlichter Einfachheit: Subjekt und Stolperfall-Objekt; weiter nichts. Im Schriftlichen werden die beiden höchstens noch mit einem Gedankenstrich verbunden, welcher zusammen mit der Stolperfall-Endung zum Ausdruck bringt, daß das Subjekt zum Objekte in der Beziehung des Stolperns steht. Berücksichtigt werden weder die auf das Stolpern hinführende Bewegung noch die Folgen des Stolperns; denn die Altpirathaken interessierten sich bei bewußtseinsfähigen Wesen nur für Bewegungen, die bewusst geführt sind.
Der Deutsche Satz: “Karl-Friedrich stolperte über eine Wurzel und fiel hin” würde im altpirathakischen entsprechend lauten: “Karl-Friedrich – Wurzel[&]”1.
Manche altpirathakische Schreiber neigten dazu, durch künstlerische Ausgestaltung des Gedankenstrichs die jeweilige Art der Bewegung vor und nach dem Stolpern charakterisierend zum Ausdruck zu bringen; es gab da eine richtige Gedankenstrichkunst; bis ein Erlass der altpirathakischen Akademie der Wissenschaften diesem Unfug ein Ende setzte: Im Stolperfallsatz interessiere nur das Stolpern, heißt es in dem Erlass; die künstlerische Ausgestaltung des Gedankenstrichs lenke hiervon ab und richte die Aufmerksamkeit auf Sachverhalte, die dieser Aufmerksamkeit nicht wert sind. Aus welchem Grunde genannte Ausgestaltung für alle Zeiten zu unterlassen sei.
Trotz seiner dem grob Sinnlichen entlehnten Namengebung beschränkt sich die Anwendung des Krüggelbammbumm oder Stolperfalls keineswegs auf Stolperbeziehungen in der physisch sichtbaren Welt; ganz im Gegenteil: seine eigentliche Bedeutung entfaltet er im Reiche des Seelischen und des Sozialen. So zum Beispiel, wenn ein Autor sich aus nicht in seiner Beziehung zum gewählten Thema liegenden Gründen (wie Eitelkeit, berufliche Verpflichtungen, finanzielle Erwägungen usw...) daranmacht, über Dinge zu schreiben, die ihn weiter nicht interessieren und in die er nicht genügend eingedrungen ist: Wo also ein rein äußerlicher Anstoß stattfindet zu einem Schreibprozeß, in welchem weder das Thema selbst noch der Handelnde voll zugegen sind, und wo auch die Bewegung auf das Einsetzen besagten Schreibprozesses jeglicher bewusster Führung mangelt: - ein solcher Vorgang wird im Altpirathakischen gleichfalls durch einen Stolperfall-Satz ausgedrückt.
Im Deutschen etwa kann der Satz “Karl-Friedrich schreibt eine Abhandlung über Goethe” alles Mögliche bedeuten. Ein Altpirathake hingegen würde, bevor er irgendetwas sagt, sich die Sache erst einmal von allen Seiten aus anschauen und sich die ganzen Umstände dieses “eine Abhandlung über Goethe schreiben” vergegenwärtigen; und die nach solch sorgfältiger Überprüfung zustandegekommene Sichtweise würde er dann, je nachdem, entweder in einem Satze zum Ausdruck bringen, dessen Struktur entfernte Ähnlichkeit hat mit einer entsprechenden deutschsprachigen Aussage; oder aber: in einem Stolperfall-Satz:
“Karl-Friedrich – Goethe[&].“
Die freilassende Ausdrucksweise des altpirathakischen Satzes gestattet bei der Übersetzung oder Rückübersetzung ins Deutsche die unterschiedlichsten Auslegungen, unter denen die einfachste – und von manchen Philologen aus naheliegenden Gründen als verbindlich betrachtete – wie folgt lautet:
“Karl-Friedrich ist über Goethe gestolpert.”
Diesen Text findet man, neben vielen anderen, in dem Taschenbuch
RaBaKa-Publishing, Edition Ivata
Erscheinungstermin: Juni 2013
Preis: 16,90 €
Seitenzahl: 196
ISBN: 978-3-940185-25-9
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Auf der durch das Link angesteuerten Seite
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Die Erzählungen kennzeichnet eine für Zoller typische inhaltliche Unernsthaftigkeit, kombiniert mit einer streng durchgestalteten Form. Die Szenen und Orte der Erzählungen reichen hinein ins Reich des Fantastischen; aber auch ganz normale Alltagsszenen weiß der Autor ins Absurde zu führen. Seine Protagonisten verhalten sich so, wie es nach Ansicht Zollers nicht allein Romanfiguren gut stände, sondern auch dem regelkonformen „Zivilisationisten“.
(Erika Reglin-Hormann)
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