Die Klamurke Belletristik

Der Gegenstand

Als ich am Montag früh unter der Bettdecke hervorkroch, da fiel mein Blick auf einen Gegenstand, dessen Anwesenheit mich ganz außerordentlich erstaunte. Nicht nur, daß ich es nicht erwartet hätte, ihn in meinem Zimmer zu erblicken – bis zu jenem verhängnisvollen Moment schien es mir überhaupt zur Gänze ausgeschlossen, daß solche Gebilde sich auf diese unsere Welt verirren können. „Eine fliegende Untertasse“ – schoß es mir durch den Sinn; obwohl ich genau weiß, daß fliegende Untertassen ganz anders aussehen und daß ihre Existenz zudem von jeder ernstzunehmenden Wissenschaft bestritten wird. — Nein; eine fliegende Untertasse konnte das nicht sein; die würde anders aussehen und könnte zudem nicht in meinem Zimmer stehen, weil es sie nachgewiesenermaßen nicht gibt. Aber was soll es sonst sein?

Ich überlegte. Doch nichts fiel mir ein. – „Vielleicht besser, ich schlaf noch etwas“, – dachte ich. – „Mit wachem Kopfe kann man sicher besser nachdenken.“

Und so drehte ich mich auf die andere Seite, zog die Bettdecke über die Ohren und schlief sogleich ein.

Als ich wieder aufwachte, war der Gegenstand weg.

Keine Ahnung, was das gewesen sein könnte...

© Raymond Zoller

Zur russischen Fassung






Diesen Text findet man, neben vielen anderen, in dem Taschenbuch

Raymond Zoller

Wie ich den König vom Pferd schubste

und sonstiges Episodisches

RaBaKa-Publishing, Edition Ivata
Erscheinungstermin: Juni 2013
Preis: 16,90 €
Seitenzahl: 196
ISBN: 978-3-940185-25-9


[Sollte der vom Pferde geschubste König über den Buchhandel nicht mehr erhältlich sein, so kann man es über den
Vertrieb des Seminar-Verlags
versuchen. Auf der durch das Link angesteuerten Seite ganz nach unten scrollen; dort findet man ihn]

Die Erzählungen kennzeichnet eine für Zoller typische inhaltliche Unernsthaftigkeit, kombiniert mit einer streng durchgestalteten Form. Die Szenen und Orte der Erzählungen reichen hinein ins Reich des Fantastischen; aber auch ganz normale Alltagsszenen weiß der Autor ins Absurde zu führen. Seine Protagonisten verhalten sich so, wie es nach Ansicht Zollers nicht allein Romanfiguren gut stände, sondern auch dem regelkonformen „Zivilisationisten“.

(Erika Reglin-Hormann)

Ausführliche Besprechung bei Amazon findet man über dieses Link