Daß meine Berichte und Untersuchungen zu den Auswirkungen der Absurditäten unserer kulturellen Situation auf das soziale Leben von so manchem Zeitgenossen als störend empfunden (oder, die Sache vereinfachend, als verrückt beiseitegeschoben) werden, ist verständlich.
Wie die Marxisten es dankenswerterweise auf eine klare Formel gebracht haben: „Wahrheit ist, was dem Proletariat nützt.“ - Eben dies gilt – in jeweils entsprechender Abwandlung – unausgesprochen für jede beliebige Ideologie, ganz egal, wie sie sich nennt; und auch für die zwar nirgends „expressis verbis“ niedergeschriebene, aber unübersehbar machtvoll existierende Spießer-Ideologie gilt es; auch wenn man es nicht so direkt wahrhaben will.
Wie dem auch sei: Bei Facebook gab es, ganz in diesem Geiste, eine interessante Diskussion bezüglich meiner Berichterstattung über die Abenteuer mit dem Strömungsaggregat; und die vorgebrachten Einwände sind in solchem Maße typisch, und die Diskussion in solchem Maße amüsant, daß ich sie hier wiedergeben möchte. Das heißt, wiedergeben tut ich nicht die Einwände selbst (wo nötig höchstens als knapp formulierte Inhaltsangabe); wiedergeben tu ich – nach Beseitigung von Tippfehlern und Ausbügeln kleinerer Holprigkeiten und teilweise gekürzt und zusammengestutzt – mein Eingehen darauf; den Rest kann man sich denken.
Über diesen Spiegel-Artikel hab ich vor kurzem mit einem ehemaligen Strömungsaggregat-Mitstreiter (der damals, gleich mir, notgedrungen das Handtuch warf) korrespondiert. Um nicht alles noch einmal sagen zu müssen hier mein aus einem meiner Briefe herauskopierte zentrale Aussage:
"Aber doch interessant. Da die Arbeit mit der elementaren Inversionskinematik zuviel gedankliche Anstrengung fordert und zu wenig spektakulär ist, füllt man das Ding mit Helium und ergänzt es durch elektronische Spielereien; und dann zieht man eine Show ab, auf die sogar der Spiegel anspricht.
Hab etwas Probleme, das ernst zu nehmen.
Wenn man auf rein inversionskinematischer Basis ein funktionierendes Gerät entwickelt hätte, so könnte man die Funktion mit Hilfe von Helium und Elektronik vielleicht etwas verbessern. Aber wenn man gleich so anfängt, wird man über ein bißchen Showbusiness wohl nicht hinauskommen. Aber die Sophen gehen nun mal mit der Zeit. Angesagt ist totale Augenwischerei."
Bitte meine Direktheit zu entschuldigen; aber so seh ich det nun mal.
So isses.
Nee, verlinken tu ich das nicht. Hab was gegen Effekthascherei. Richtig beeindruckend wird es, wenn man anfängt, sich in die Sache einzudenken. Und allein schon die Umstülpbewegung des Würfels kann dazu anregen; ganz ohne Helium. Wer Helium braucht, um überhaupt vom Fleck zu kommen, der wird ohne zusätzlichen Antrieb sich auch nicht eindenken.
Und zum Denken gibt es nun mal keinen zusätzlichen Antrieb; da müssen wir leider selbst Antrieb sein.
Für mich war diese Vorführung in erster Linie ein beeindruckendes Symptom: bis zu welchem Grade man die Anregungen jenes Denkers1, auf deren Grundlage Paul Schatz seine Inversionskinematik entwickelte, in Äußerlichkeiten verpuffen ließ. Früher regte das mich noch auf; inzwischen nicht einmal mehr das.
Doch verlinken tu ich sowas nicht.
Es wurden bereits so viele reale Chancen verpaßt, daß es auf das bißchen auch nicht mehr ankommt. - Übrigens laß ich meine Berichte über die Abenteuer mit dem georgischen Strömungsaggregat (wieauch von einigen anderen Abenteuern) als Dokumentation leichtfertig verpaßter Chancen im Netz (hab sogar angefangen, sie zu überarbeiten; überarbeite es noch klein wenig weiter; und dann laß ich es und kümmere mich weiter um nix mehr). Schade, daß das so gekommen ist; aber da kann man nix machen; iss nu mal so.
Weißte, ich war in Situationen, wo ich sehr viel hätte machen können. In diesen Situationen konnte ich dann zwar letztendlich so gut wie nix machen; aber dafür lernte ich sehr viel über die Geistesart geistiger Leute.
Ich bin überhaupt nicht resigniert; bin energischer denn je. Und will meiner Energie nicht damit verschwenden, dort zu suchen und zu agieren, wo eh nix mehr zu machen ist.
Ein vermutlich von vielen nicht sehr geschätzter Beitrag in vorliegendem Zusammenhang, den zu bringen mir noch als sinnvoll erscheint und den ich, mehr nebenbei, auch bringe; ganz ohne zartviolette Übertünchung der Wirklichkeit und ohne heliumunterstützte Schwebeeffekte. Das meiste Schnee von gestern; aber vielleicht doch für ein paar wenige Einzelne eine Hilfe, die geschaffenen teilweise etwas unerquicklichen Realitäten besser zu packen.
Mit persönlichem Tagebuch hat das nix zu tun. Es geht um konkrete Arbeit mit konkreten Menschen, die für sehr viele weitreichende Folgen hätte haben können (doch da sie keine weitreichende Folgen hatte lautet des Spießers Befund: daß sie auch keine haben konnte) und durch ganz konkreten Stumpfsinn zum Versacken gebracht wurde. - Jene Zielgruppe interessiert mich einen Dreck; mich interessieren die paar Wenigen, für das interessant sein könnte; und wenn es auch nur zweie sind
Eine Frage wollte ich noch anfügen: was verstehst du unter reiner Faktenseite? Sind das etwas keine Fakten, die ich dort aufführe? Oder hat als Fakten nur das zu gelten, was euch Sophen in den Kram paßt? Wahrheit ist, was dem Proletariat nützt oder wem auch sonst? Ich schreibe immer persönlich und eigenwillig; das passiert leicht mal, wenn man selbst denkt und sich nicht an die verschiedenen offiziellen Sichtweisen hält. Deshalb sind mir diese ganzen Zielgruppen auch schnuppe.
(Wilhelm von Dorten habe ich selbst erfunden; und da ich ihn selbst erfunden habe, nehme ich mir die Freiheit, ihn nach Belieben zu zitieren. Hintergrund ist der, daß in unseren fortschrittlichen Zeiten Zitate eher akzeptiert werden als eigene Gedanken. Manche wissen Bescheid, die meisten nicht; doch auch wenn man jenen Wilhelm von Dorten nicht kennt, darf man davon ausgehen, daß es sich – da man ihn nun mal zitiert – um eine anerkannte Autorität handelt)
Weiter im Text mit meinen Erwiderungen:
Daß das mit dem Strömungsaggregat in eine satirische Kolumne ausartete ist - wie bei auch nur halbwegs aufmerksamem Lesen deutlich werden dürfte - nicht meine Schuld. In der Belletristik liegt meine Stärke im Höheren Blödsinn; das streite ich nicht ab; hier aber hab ich, stumpf naturalistisch, in der Realität abgelaufenen Höheren Blödsinn wiedergegeben. Es wäre mir viel lieber, wenn ich anderes berichten könnte.
Literatur zur Inversionskinematik kannst du sonstwo finden; mir geht es hier bloß darum, zu beschreiben, warum das alles trotz vorhandener günstiger Bedingungen nicht zustandekam. Und alles ganz schön verlogen-positiv im sozrealistischen oder anthrorealistischen Stile wiederzugeben - können andere besser; ich bin daran nicht interessiert. Ich bin Realist und kann nicht anders; verstehst? Nicht Sozrealist oder Anthrorealist. Und schreiben tu ich das für paar Wenigen, die interessiert sind zu erfahren, wie das denn nu gewesen ist. Das ist keine eigentliche ideologisch bestimmte "Zielgruppe"; das sind einfach ein paar ganz wenige Einzelne.
Was die Wiedergabe betrifft: Innerhalb der Rahmenkonstruktion habe ich jede einzelne Seite mit Firefox ausprobiert; stichprobenweise auch mit Opera. Probleme habe ich keine entdeckt; kommt alles sofort auf den Schirm; die Links funktionieren, und funktionieren zudem so, daß alles jeweils in der "Frame" erscheint, wo es zu erscheinen hat. Viel Schnickschnack, der die Sache durcheinanderbringen könnte, gibt es ja eh nicht; hauptsächlich Text und ein paar Graphiken. Vielleicht gibt es Probleme mit anderen Browsern; keine Ahnung (Internet Explorer ist meiner Erfahrung nach generell etwas schwergängig; deshalb benutz ich den auch nicht; aber vielleicht hat auch der seit meinem letzten Kontakt mit ihm sich gebessert.)2
Was aber das Inhaltliche betrifft, so sei gesagt: Wenn du den Eindruck hast, daß das nichts für dich ist - lies es doch einfach nicht. Wozu sich abquälen?
Wenn die Inversionskinematik dich interessiert - such doch einfach nach entsprechender Literatur. Um darüber schreiben zu können muß man sich jahrelang gründlich damit beschäftigt haben; immerhin ist das ein recht anspruchsvolles Gebiet. Ich hab mich nur anfänglich damit beschäftigt, als die Sache mit dem Strömungsaggregat lief. Als das sich aus den beschriebenen Gründen nicht mehr weiterführen ließ, kümmerte ich mich auch nicht mehr um die Inversionskinematik. Aus lauter Frust, und weil ich anderes zu tun hatte. Hätte die Sache sich solcherart entwickelt, daß die Arbeit weiterging, so hätte ich mich sicher auch weiter mit Inversionskinematik beschäftigt und würde vielleicht heute, statt der Berichte über all diese Idiotie, kompetente Artikel schreiben über Inversionskinematik. So aber könnte ich höchstens Feuilletons darüber schreiben. Und Feuilletons schreibe ich nicht, da ich Smalltalk nicht mag und weil andere das sicher besser können als ich.
Es gibt weiterführende Arbeiten; hab selbst anfänglich mich damit beschäftigt; bloß findest du die nicht im Umfeld jenes Spiegel-Artikels. Zum Beispiel interessante Untersuchungen über die Inversionsprozesse bei anderen platonischen Körpern. Titel und Namen der Verfasser hab ich vergessen; aber im in unseren Google-geprägten Zeiten läßt sich das sicher finden. Allerdings muß ich dich warnen: mit ein paar trocknen "Fakten" läßt das sich nicht abhandeln; da mußt du dich schon reinknien. Wie Euklid seinerzeit irgendeinem Herrscher, der fand, daß diese ganze Geometrie doch aber viel zu kompliziert ist und ob man das nicht einfacher haben kann, antwortete: Zur Geometrie gibt es keinen Königsweg3. Wobei zusätzlich anzumerken ist, daß im Vergleich zur Inversionskinematik die euklidische Geometrie ein Kinderspiel ist.
Und noch einmal mein Rat: Wenn mein Geschreibe dich nicht interessiert und wenn du was anderes suchst - lies es doch einfach nicht. Ich halt das auch so: Les nur das, was mich interessiert.
Und auch schreiben tu ich nur das, was mich interessiert; und zwar genau in der Form, wie es mir paßt. Es gibt vereinzelte Leute, die mit meinem Geschreibe etwas anfangen können und denen es was gibt; und für die meisten sind das böhmische Dörfer. Für die aber, für welche das böhmische Dörfer sind, schreib ich det ja auch nicht.