(Besagte Biographie findet man hier)
Der Wilhelm hat‘s einfach drauf!
Sehr interessante Biografie, die da zum Vorschein kommt. Aus meiner Sicht: klassischer Rückfalltäter.
Dank einer Eurythmistin findet eine gewisse Läuterung statt, bis hin zu Heirat und Lehrtätigkeit; doch dann schlägt wieder das Karma zu. Vielleicht altes Karma, sehr altes.
Jedenfalls sehr begabt, der Herr von Dorten; allein schon das Training mit der Spezies Hai ist außergewöhnlich. Wobei er, so scheint‘s mir, auf seine Art ein sehr disziplinierter Mensch sein muß. Seine Vorträge für die Leute auf den gekaperten Segelbooten, mit abschließendem Absalutieren - durchaus beachtlich.
Bezüglich Baskenmütze: Meine erste Reise mit Renate, meiner Frau, war u.a. Richtung Pamplona im Baskenland. Angeregt seinerzeit durch Ernest Hemingways Erzählungen. Die ersten Baskenmützen lernte ich eben unter diesen Umständen kennen.
Außerdem kannte ich ein wenig die spanische Landschaft, da ich so mit 17 im Sommer per Anhalter nach Marokko reiste. In Barcelona heuerte ich damals, da ich kein Geld mehr hatte, bei einem Zirkus an. „Zirkus Berlin“ hieß der, glaub ich.
Außerordentlich interessant war es, all die Typen da kennenzulernen. Vor allem der Zirkusdirektor war wie aus dem Bilderbuch. Ein verwegener, lebenserfahrener, alle Sprachen sprechender Kerl. Mit lachenden, weisen Augen, abgeklärt ruhig, ein wenig rundlich, wie es sich gehört. Erinnere mich im Besonderen noch an die Fahrt nach Granada, wo der Zirkus wieder Halt machte. Ich lag, seelebaumelnd, auf dem vollbepackten sechsachsigen Lastwagen, hoch oben auf der Ladefläche. Die Ladefläche war vollbepackt mit all den Zeltplanen; und ich war fasziniert von dem Sternenhimmel, den ich davor so noch nie gesehen hatte …
Beim Zirkus war ich sowas wie „Mädchen für alles“: Half beim Ab- und Aufbau der Zelte und beim Aufstellen der Wagen. Die etwa ein Meter langen Zeltheringe mit einem riesigen Vorschlaghammer in den ausgetrockneten Boden zu schlagen war harte Knochenarbeit; und nicht minder mühsam war es, sie später wieder herauszuziehen. Löwengitter baute ich auf und später wieder ab; bei den Vorstellungen assistierte ich einem Clown; und auf entsprechendes Zeichen ließ ich die Löwen in die Manege. Es gab dort zwar keinen Haifischbändiger, aber dafür einen Löwendompteur. Bei den Löwenkäfigen wurden die Wertgegenstände deponiert, da niemand sich dort hintraute. – Der Löwenmann fuhr einen Mercedes; und wenn er im Rückwärtsgang, den Kofferraum vollgepackt mit Tiefkühlfleisch – zum Beispiel Hühner – an den Käfig heranfuhr, waren die Löwen außer sich. Sie sprangen von einer Wand zur andern und streckten ihre Pranken aus dem Käfig. Mit einer anderthalb bis zwei Meter langen Gabel spießte der Dompteur ein Huhn auf und näherte sich dem Käfig. Prompt wurde mit einem energischen Prankenhieb das Huhn von der Gabel in den Käfig geschleudert. Das Huhn war natürlich in Fetzen. Ich dachte nur: Wenn der dich mit einem Hieb erwischt, hast du eine offene Lunge oder kein Gedärm mehr
Es gab dann noch eine „Schlangenfrau“. Die konnte sich in solchem Maße verbiegen, dass ihre Beine, bzw. Ihre Füße hintenrum vor dem Kopf zum Boden reichten. Ihr Freund oder Ehemann – weiß nicht mehr genau – war Italiener. Den oftmals sehr heftigen Szenarien entnahm ich, dass der wahnsinnig eifersüchtig war. Sie durfte weder rechts noch links schauen; sonst gab es sofort ein Zurechtweisen. Ständige Kontrolle….
Und ein Typ ist mir noch in Erinnerung, dessen Auftritt – oder besser: Herausflug – darin bestand, dass er aus einer Kanone herausgeschossen wurde. Die Kanone war etwa fünf Meter lang, und ihr Durchmesser war weit genug, dass er hineinpasste. Und mit lautem Knall wurde er dann herausgeschleudert.
Mein Eindruck damals war: Das tut dem sicher nicht gut. Recht verstört schaute er in die Welt, wenn er wieder auf seinen Füßen stand….
All diese Erinnerungen wurden in mir geweckt bei der Lektüre der Biographie des Wilhelm von Dorten