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Von lebenden
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Fortsetzung in klamurkischen Zeiten

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Humorbegabte Dämonen

Meine erste bewusste Begegnung mit jenen „humorbegabten Dämonen“ hatte ich vor vielen Jahren, als ich noch hartnäckig an das alleinige von physikalischen Gesetzen gesteuerte Sein der Materie glaubte und von keinerlei Dämonen oder sonstigen übersinnlichen Wesen etwas wissen wollte.

Das war in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts; schon sehr lange her. Damals lebte ich in der Zentralschweiz, war durch meine damalige Arbeit in Berührung mit Leuten von der Taubblindenfürsorge; und da wurde ich eines Tages von ihnen eingeladen zu einem gemeinsamen Ausflug. Treffpunkt war in einem ehemaligen Progymnasium in dem ostschweizerischen Städtchen Rebstein. Am Vorabend dieses Treffens setzte ich mich denn in mein Auto und fuhr los in Richtung dieses mir unbekannten Rebstein. Ich hatte es mir auf der Karte angemerkt, und man hatte mir auch in Ungefähr gesagt, wie ich das ehemalige Progymnasium finden kann.

Unterwegs, bereits in der Ostschweiz, besuchte ich dann noch Bekannte; und statt, wie vorgesehen, in jenem ehemaligen Progymnasium übernachtete ich bei meinen Bekannten.

Am andern Morgen setzte ich mich wieder ans Steuer und fuhr los nach Rebstein. Und in Rebstein hielt ich Ausschau nach der Abzweigung zu diesem Progymnasium. Was aber nix brachte. Immer schön auf der Hauptstraße bleibend fuhr ich drauf los und erreichte schließlich, ohne das Problem gelöst zu haben, den Stadtrand. Machte kehrt, fuhr zurück, hielt an einer Kreuzung und fragte zwei am Straßenrand stehende Mädels nach dem Progymnasium. Man erklärte mir, daß ich dazu hier an ebendieser Kreuzung nach rechts abbiegen muß; und dann noch dieses und jenes. Ich bedankte mich, fuhr los und bog, statt nach rechts, aus unerfindlichen Gründen nach links ab. Eines der Mädels rief mir noch hinterher „nach rechts“; doch da sah ich schon, wie aus der Straße, in die ich einbog, mir eine Autokolonne entgegenkam; und in den Autos erkannte ich meine Bekannten von der Taubblindenfürsorge.

Ich machte dann kehrt und fuhr ihnen hinterher. Wir verbrachten gemeinsam eine nette Zeit auf einem Ausflug in freier Natur; und gen Abend fuhren wir zurück nach Rebstein und trafen uns alle zusammen in jenem ehemaligen Progymnasium, wo, wie ich nun erfuhr, eine Wohngemeinschaft sich eingenistet hatte.

Es war klar: Hätte ich nicht an dieser Kreuzung angehalten, um nach dem Weg zu fragen; hätte ich solches auch nur zwei Minuten früher oder später getan; hätte ich die falsche Auskunft richtig befolgt – so hätte man sich nicht getroffen.

In der Folge erzählte ich einem Bekannten von diesem Erlebnis und kommentierte es wie folgt: Wenn da irgendwelche himmlische Kräfte die Hand im Spiel hatten – so frag ich mich nur, was sie damit bezweckten.

Denn sogar für mich, den eingefleischten Atheisten, war deutlich, daß da wohl irgendwelche koordinierende Kräfte im Spiel waren. Obwohl ich mich damals noch hartnäckig weigerte, an solche Kräfte zu glauben.

Ein oder zwei Jahre später, als ich schon nicht mehr ganz so atheistisch war und auch nicht mehr in der Zentralschweiz lebte, hauste ich ein paar Wochen in dieser Rebsteiner Wohngemeinschaft; und durch den Tip einer WG-Bewohnerin entdeckte ich dann von hier aus auf der deutschen Seite das Achberger Kulturzentrum.

Und wieder ein gutes Stück später, als ich, mit irgendwelchen diffusen Plänen, von Luxemburg aus Richtung Schweiz unterwegs war, kam ich wieder an eine Kreuzung, wenn ich mich recht erinnere: sogar mit Ampel. Wie beabsichtigt wäre es geradeaus Richtung Schweiz gegangen; aber irgendwas sagte mir überdeutlich: nach links, Richtung Achberg.

Und ich bog ab Richtung Achberg; wo ich dann, nach einem weiteren „koordinierten“ Ereignis, engagiert wurde, jene „demokratischen Alternativen der russischen Opposition“ aus dem Russischen ins Deutsche zu übersetzen, und von wo aus dann eine Menge weiterer wichtiger Wegstücke veranlagt wurde; vor Allem der Kontakt mit den russischen Emigrantenkreisen.

Das waren meine ersten bewussten Begegnungen mit den „koordinierenden Dämonen“.

Später bemerkte ich sie dann immer häufiger. Nicht, daß ich sie bemerken wollte, um mir irgendwas zusammenzuphantasieren. Ich habe sehr viel Phantasie und kann die verrücktesten Geschichten zusammenphantasieren; aber ich weiß sehr wohl zu unterscheiden zwischen privater Phantasie und Wirklichkeit. Die Koordiniertheit mancher Ereigniskomplexe ist nicht zu übersehen.

So schickt man sich zum Beispiel an, in einer abgelegenen Gegend von einem Hof auf ein Sträßchen einzubiegen, auf dem fast nie ein Auto fährt; aus welchem Grunde ich normalerweise einfach losfuhr, ohne auf irgendwas zu achten. Doch nun brachte mich plötzlich „irgendwas“ dazu, statt des Gaspedals die Bremse zu betätigen. Und schon rauschte mit hoher Geschwindigkeit über diese kaum befahrene Straße ein Auto vorbei. Eine Situation, wie man sie Tag für Tag erleben kann und die so selbstverständlich ist, daß man sie weiter nicht beachtet.

Es ging um das, was ich für mich scherzhaft „humorbegabte Dämonen“ nenne, und deren Aktivität ich zum ersten Mal deutlich bemerkte, als ich noch ehrlicher Atheist war. Das war damals an der Kreuzung in Rebstein, als ich den Anschluss ans „Progy“ nicht verpasste. Hab mich schon öfter dazu geäußert. Der Rudolf Steiner schreibt, solches deutlich bemerkbares Eingreifen wäre gegenüber dem dauernd vonstattengehenden weniger bemerkbaren so ein bisschen „sensationell“. Für mich nicht; für mich ist es normal; ich könnte aus dem Stegreif Unmengen solcher Koordinationsmomente auflisten; und wenn ich mich etwas anstrengen würde, wären es noch viel mehr.

Der Ausdruck „Humorbegabte Dämonen“ entstand (zuerst in Russisch; демоны с чувством юмора), als ich mir eines unübersehbar durchkoordinierten Komplexes von Zusammenhängen in meinem Dasein bewusst wurde. Ich hatte keine Ahnung, was das soll; ich sah nur, daß es offensichtlich durchkoordiniert ist.

Und so erfand ich denn in tiefem Unernst die humorbegabten Dämonen, denen ich diese Koordination, wie auch alles andere Koordinierte, zuschrieb.

Geisteskampf

(Jemand beschwerte sich darüber, dass ich die koordinierenden Kräfte respektlos als „humorbegabte Dämonen“ bezeichne.

Dass bei manchem Geschehen koordinierende Kräfte am Werk sind – ist nicht zu übersehen. Aber ich betrachte es als verfehlt, darüber irgendwelches sentimentales Brimborium zu schreiben. Sentimentales Brimborium führt nur zu sentimentalem Nachplappern und lenkt ab von dem, was Sache ist. Immer schön locker bleiben; und dann wird dieses oder jenes von dem, was man so schreibt, auch locker verstanden…

Bin sicher, dass die „humorbegabten Dämonen“ das auch so sehen.

Man versteht sich…)

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