Die Klamurke Belletristik

Eugen Winkelried

Die Entstehungsgeschichte dieses Zyklus über den schweizerischen Helden Eugen Winkelried ist folgende: Irgendwo hörte ich ein Soldatenlied über besagten Helden. Das Lied war, wie bei Soldatenliedern üblich, saudumm; doch aus irgendwelchen Gründen schien mir, als könne man es auch noch dümmer machen. Und so setzte ich mich an die Arbeit.

[als dann alles schon fertig geschrieben war und mir weiter nichts mehr einfallen wollte, erfuhr ich, daß jener Held nicht Eugen geheißen hat, sondern Arnold. Aber das macht nichts.]

In der Rahmenstruktur „Vermischte Prosa“ findet man auf der Linkleiste die Abteilung „Eugen Winkelried“ mit weiteren Winkelried-Texten.

Wie Eugen Winkelried den Drachen besiegte

In einem fernen Tale lebte ein furchtbarer Drache, der hatte keine Beine, aber fünf Köpfe und aß jeden Tag drei Jungfrauen. Die Jungfrauen mußten aus den Beständen der umliegenden Dörfer geliefert werden; und großes Wehklagen herrschte ob dieses Ungemachs.

Eugen Winkelried, sowie er von jenem Drachen hörte, gürtete sogleich sein Schwert und machte sich auf, ihn zu besiegen.

Als der Drache ihn kommen hörte, dachte er, man bringe frische Jungfrauen; und schnuppernd streckte er ihm seine Köpfe entgegen. - Der Held aber zückte sein Schwert und hieb mit einem Schlag alle fünf Köpfe ab.

So besiegte Eugen Winkelried den Drachen und befreite das Tal von seinem Unglück.

In den umliegenden Dörfern aber herrscht seit jenem Tage ein furchtbarer Jungfrauenüberschuß; woraus Eugen Winkelried natürlich kein Vorwurf gemacht werden soll.


© Raymond Zoller

Obigen Text findet man in dem Sammelband
"Einblicke in Abwege"
(Seminar-Verlag Basel)

Einblicke in Abwege