Die Klamurke Belletristik

Eines Königs Tod

Ein König hatte sich in den endlosen Gängen seines Schlosses verlaufen und suchte den Weg zurück in seine vertrauten Gemächer.

Nie gesehene Räume durchquerte er mit nie gesehenen goldgerahmten Bildern nie gesehener hoher Ahnen, in nie gesehenen goldbestickten Sesseln ruhte er aus, wenn die vom endlosen Dahinirren ermüdeten Beine ihren Dienst versagen wollten.

Außer Möbeln und Bildern gab es in diesem Schlosse noch endlose Mengen livrierter Diener; so viele waren das, daß er nur staunen konnte; und wenn er sich ihnen näherte, standen sie stramm und machten steife Gesichter. Als er schon sehr erschöpft war, fiel ihm ein, daß diese Diener, um stramm an seinem Wege stehen zu können, jenen Platz vorher hatten aufsuchen müssen, und daß sie ihn auch wieder verlassen werden und sicher auch wissen, auf welchen Wegen man in diesem riesigen Schlosse wohin kommt.

Aber er wollte sie trotzdem nicht nach dem Wege fragen, da solches sich für einen König nicht schickt.

Nach endlosen Tagen verzweifelten Irrens und Suchens legte er sich, von Hunger, Durst und Verzweiflung gequält, auf eines dieser herumstehenden prunkvollen Sofas und verstarb.

Als man ihn fand, gab es eine prunkvolle Beerdigung, und etwas später folgte die prunkvolle Thronbesteigung seines Nachfolgers.

© Raymond Zoller