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Über den schöpferischen Ruck und die Rolle des Klamauks bei der Errettung der Welt

Will ich mich über das Gegebene erheben, um es in seiner innewohnenden Gesetzmäßigkeit zu erkennen und es im Sinne dieser seiner Eigengesetzlichkeit zu pflegen und zu fördern - so bedarf es hierzu eines oftmals nicht unbeträchtlichen Ruckes. Jenseits des Ruckes liegt jenes Reich, für welchselbiges die Worte "Freiheit", "bewußtes Schöpfertum", "moralische Phantasie" Gültigkeit haben und von wo aus ich mich dem Reich des Gegebenen in fördernder Weise wieder zuwenden kann.

Nur wollen wir nicht übersehen, daß das Aufbringen selbigen Ruckes weitaus seltener geschieht, als man in Anbetracht der häufigen Verwendung erwähnter Worte zu glauben geneigt sein könnte. Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnen diese Ausdrücke in Wahrheit & Wirklichkeit nämlich oftmals bloß alle möglichen Haken und Kurven in der natürlichen oder pervertierten Eigendynamik des Gegebenen und sind somit nichts anderes denn Umetikettierungen für altbekannte Routinen, Gewohnheiten, Festgefahrenheiten.

Menschen, die sich durch Fähigkeit und Willen zum tatsächlichen Aufbringen dieses Ruckes auszeichnen, tun sich nun oftmals durch eine bestimmte Neigung hervor, und zwar: Die Neigung zum befreienden Gelächter.

Wichtige Begleiterscheinung des anhebenden Distanzierungsprozesses - der sich durch die ungewohntesten und überraschendsten Blickweisen auf einen gegebenen Bereich hindurchwindet - ist nämlich das Staunen; und selbiges kann sich nun - je nach Umständen und momentaner Disposition - sehr leicht in erwähntes Gelächter hineinergießen. - Und andererseits kann die Darstellung ungewohnter Blickweisen, wie sie sich aus dem Distanzierungsprozess heraus ergeben, über Staunen und Gelächter hinaus zur Weiterführung dieses Prozesses anregen; d.h. sie kann bewußtseinserweckenderweise in das Reich der Freiheit, des Schöpfertums hineingeleiten. - Wodurch denn ein gewichtigerer Beitrag zur Pflege und Weiterentwicklung des Seienden und somit zur Welterrettung geleistet wäre, als durch all die Heilslehren, in die gegebenen Inhalte welchselbiger ohne Entwicklung der Fähigkeit zum schöpferischen Rucke man sich genauso verheddert wie in anderes Gegebene auch.

Womit die welterrettende Funktion des Klamauks aufgezeigt und der weitere Weg in seinen Hauptumrissen abgesteckt wäre.

Prost denn!

Entwunden haben wir uns den Pranken des Gegebenen! Ein beachtlicher Sieg, fürwahr! - Doch kaum wähnen wir uns und die Welt gerettet, wie auch schon aus dem Nebel so 'ne Sphinx auftaucht mit spöttischem Gesicht, die da frägt: Wieso wollt ihr denn das Gegebene im Sinne seiner Eigengesetzlichkeit fördern? Ist es denn etwa förderungswürdig? Hä?

- Werden unsere Freunde auch dieses Abenteuer bestehen? Werden sie die Sphinx mit dem spöttischen Antlitz besiegen? Oder werden sie gar, kaum daß sie sich befreit, in die bodenlose Weite absoluter Sinnlosigkeit hinausgetrieben?

Wir dürfen gespannt sein. Wie's weitergeht sehen Sie im nächsten Heft; zu erschwinglichem Preise bei Ihrem Zeitschriftenhändler!

© Raymond Zoller

Obigen Text findet man in dem Sammelband
"Einblicke in Abwege"
(Seminar-Verlag Basel)

Einblicke in Abwege