Die Klamurke Belletristik

Zwischenfliege

Aus meinem Privatleben

Ich heiße Egon.

Ich könnte auch anders heißen. Aber es hat sich so ergeben, daß ich Egon heiße. Deshalb heiße ich Egon.

Die Frau, die ich um ein Haar geheiratet hätte, heißt Susanne. Das heißt, es gibt mehrere Frauen, die ich um ein Haar geheiratet hätte; aber eine davon heißt Susanne. Wie die übrigen heißen, tut hier nichts zur Sache.

Damals hatte Susanne einen Dackel; der hieß Kruckh. Dies ist für Dackel, und nicht nur für Dackel, ein sehr ungewöhnlicher Name. Aber er hieß Kruckh.

Susanne war damals vierundzwanzig; das heißt, heute wäre sie sechsunddreißig. Nun; sie wäre nicht nur sechsunddreißig, sondern sie ist es auch; denn dadurch, daß ich sie nicht heiratete, ist ja für sie die Zeit nicht stehengeblieben. Und verstorben ist sie auch nicht. So daß sie nun, zwölf Jahre, nachdem sie 24 war, 36 ist. Sie hat dann den Erwin geheiratet; doch lief sie ihm nach einem Jahr davon und lebt seitdem emanzipiert. Was ihr gutes Recht ist; doch bin ich froh, daß ich sie damals nicht geheiratet habe, weil sie sonst mir davongelaufen wäre. Einmal ging ich mit Erwin ins Puff; und wen trafen wir da? Die Susanne! Das war ein Gaudi!

Kruckh, ihr Dackel, ist inzwischen verstorben; doch hat sie jetzt einen andern Hund, der nicht Kruckh heißt, sondern ganz anders und auch kein Dackel ist. Und unter der linken Brust hat sie eine Schramme, die, als ich sie um ein Haar geheiratet hätte, noch nicht da war und an die auch Erwin sich nicht erinnern kann.

Doch irgendwas hatte ich, glaub ich, noch sagen wollen... Hab's, scheint's, vergessen...

© Raymond Zoller