Die Klamurke Belletristik

Der Haifisch

Als die sieben Zwerge einstens durch einen Fluß schwammen, kam ein böser Haifisch daher und wollte sie fressen. Die sieben Zwerge aber, die nicht gefressen werden wollten, strebten mit ganzen Kräften dem anderen Ufer zu; und noch bevor der Haifisch sie hätte fressen können, waren sie dortselbst auch schon angelangt. Wie sie dann vom Ufer aus sahen, wie der Haifisch mit tieftraurigem, vom Hunger zerquältem Gesichte aus dem Wasser schaute – da regte sich in ihren Herzen Mitleid mit dem armen Geschöpf. Sie zogen ihre Butterbrote, die sie Plastiktüten bei sich führten, hervor, und ein jeder gab dem Haifische die Hälfte seines Butterbrotes. — Der Haifisch fraß die Brote und schwamm dann, freundlich mit dem Schwanze wedelnd, davon.

Die sieben Zwerge aber gingen nach Hause.

© Raymond Zoller

Zur russischen Fassung






Diesen Text findet man, neben vielen anderen, in dem Taschenbuch

Raymond Zoller

Wie ich den König vom Pferd schubste

und sonstiges Episodisches

RaBaKa-Publishing, Edition Ivata
Erscheinungstermin: Juni 2013
Seitenzahl: 196
ISBN: 978-3-940185-25-9


Sollte der vom Pferde geschubste König über den Buchhandel nicht mehr erhältlich sein,
so kann man ihn über den Vertrieb des Seminar-Verlags
bestellen.

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Der Verfasser schreibt in Deutsch und in Russisch, und für die in diesem Band veröffentlichten Texte gibt es jeweils auch eine russische Version. Die russischen Versionen findet man in dem entsprechenden russischsprachigen Band mit dem Titel «Как я сшиб короля с коня».

Außer für Russischsprachige kann das auch für deutschsprachige fortgeschrittene Russischlernende interessant sein. Letztere können beim Seminar-Verlag ein deutsch-russisches Bücherpaar bestellen.

Die Erzählungen kennzeichnet eine für Zoller typische inhaltliche Unernsthaftigkeit, kombiniert mit einer streng durchgestalteten Form. Die Szenen und Orte der Erzählungen reichen hinein ins Reich des Fantastischen; aber auch ganz normale Alltagsszenen weiß der Autor ins Absurde zu führen. Seine Protagonisten verhalten sich so, wie es nach Ansicht Zollers nicht allein Romanfiguren gut stände, sondern auch dem regelkonformen „Zivilisationisten“.

(Erika Reglin-Hormann)

Ausführliche Besprechung bei Amazon findet man über dieses Link