Die Klamurke Belletristik

Die Tür




„Willst du nicht,“ fragte Krückh, „die Türe öffnen zu jenen Gemächern? Wenn die Gemächer verschlossen sind, sind sie unzugänglich und somit bar jedes Sinns. Willst du sie nicht zugänglich machen, auf daß sie nicht, ihrer Funktion beraubt, in Sinnlosigkeit vor sich hin versauern?“

Also fragte Krückh.

Doch Kruckh wollte die Gemächer nicht öffnen.

„Wenn ich sie nämlich öffne,“ sagte Kruckh, „gewinnen zwar die Gemächer ihren Sinn; doch dafür verliert die Tür ihre Bedeutung. Eine Tür ist nämlich nur dann von Bedeutung, wenn sie geschlossen ist. Eine offene Tür aber ist so gut wie überhaupt keine Tür; man könnte sie gleich ganz weglassen.“

„Eine offene Tür ist eine potentiell geschlossene Tür,“ widersprach Krückh. „Die Funktion der offenen Tür liegt in ihrer potentiellen Geschlossenheit. Eine solche Potentialität wäre beim vollständigen Fehlen einer Tür keineswegs gegeben. Womit erwiesen ist, daß das Türhafte einer Tür bei deren Öffnen nicht verschwindet. Du kannst also die Gemächer ruhig öffnen.“

„Wenn du meinst,“ murmelte Kruckh unsicher. Und schloß auf.

© Raymond Zoller