Die Klamurke Belletristik

Aus meinem Tagebuch

... Während der Kaffeepause erzählte der Anthroposophen-Anton von einem Herrn, der einen total deformierten Ätherleib hatte; richtige Beulen seien da drin gewesen. – Ich weiß noch immer nicht, was ein Ätherleib ist; aber sicher ist es nicht gut, wenn Beulen drin sind. In seinem früheren Leben sei dieser Herr ein Bandit gewesen; und für den Ätherleib sei sowas ungünstig. Der Anthroposophen-Anton selbst war in seinem früheren Leben Goethe; und das ist ein ganz berühmter Dichter gewesen. In der Schule mußten wir immer Gedichte von diesem Goethe auswendig lernen; und die waren so kompliziert, daß ich beim Aufsagen jedes Mal steckenblieb. Einmal bekam ich deswegen sogar eine Strafarbeit. Wer hätte damals gedacht, daß das alles der Anthroposophen-Anton geschrieben hat!

Der Anthroposophen-Anton ist überhaupt ein toller Bursche. Er ist der beste Dreher in unserer Abteilung und laut unserem Vorarbeiter ein nacheiferungswürdiges Vorbild. Daß er so gut drehen kann kommt, wie er sagt, von seinem früheren Leben als Goethe, wo er irgendwas mit Plastik oder Plastischem oder sowas Ähnlichem zu tun hatte. Er hat, scheint’s, damals nicht nur Gedichte geschrieben, sondern auch so 'ne Art Urpflanze erfunden; und das hat, wie er sagt, viel mit Plastik zu tun und auch mit Drehen. Ganz verstehe ich das zwar nicht; aber es klingt interessant; und sicher ist was dran an seinen Worten.

Zum Kaffee gab es heute Brötchen mit Käse.

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© Raymond Zoller