Die Klamurke Belletristik

Der Wind jagt Nonnen

"Nimm nicht Nonnen
in nimmermüde Mühlen"
(Rudolf Steiner)

Daß nachfolgendes Gedicht einen tieferen Sinn haben könnte scheint unwahrscheinlich; und selbst wenn es einen hätte, so wäre der nicht beabsichtigt.
Der Verfasser hatte einfach seinen Plausch an der poetischen Schilderung eines völlig idiotischen Vorgangs.

Um des Klosters dicke Mauern
Heult der Wind; und Regenschauern
Trommeln gegen Dach und Tor.

In dem Kloster sitzen Nonnen,
Die der schnöden Welt entronnen;
Die entfloh'n dem ird'schen Leben
Um im Himmel was zu werden:
Wo die letzten werden erste,
Wo die Schwachen sind die besten.
Einen guten Job im Himmel,
Sagen sie, den kann man finden,
Wenn man sich nur eifrig regt
Und Gnade viel zusammenträgt.

Doch der Sturm, der nun so feget,
Stört sie doch ganz arg beim beten.
Wenn er nun das Dach abdecket
Und sie preisgibt Wind und Wetter?

"Lieber Gott," so beten sie,
"Wild der Wind ums Kloster zieht;
Stört uns bei der Frömmigkeit:
Lieber Gott, das soll nicht sein!

Allen bist du Herr und Gott;
Auch dem Wind, der nun so tobt.
Wenn die Wesen, die dir dienen,
Sich so arg und schlimm benehmen
Wird das deinem Ruf sehr schaden,
und man wird dich dafür tadeln.
Lieber Gott, wir bitten dich:
Laß den Wind so pusten nicht!"

Also beten diese Nonnen
Zu dem Gott, der oben thronet.
Jedoch: Gott erhört sie nicht;
Oder: Wind gehorcht ihm nicht.

Wind, der pustet, Wind der jaulet,
Heulet um die Klostermauern;
Packt das Tor und drückt es ein,
Pustet in das Kloster rein.
Alle Nonnen, die dort weilen
Tut er auf die Straße treiben
Treibt sie raus, jippiheihe,
Durch die Straßen treibt er sie.

Und er treibt sie durch die Wälder,
Durch die Auen, durch die Felder,
Diese Nonnen, diese Frommen,
Die der schnöden Welt entronnen,
Um im Himmel zu bekommen
Was auf Erden sie entbehren;
Und nun laufen sie und eilen,
Weil der Wind so furchtbar treibet;

Und die Kuh im grünen Felde
Sieht der Nonnen wilde Herde
Von dem Wind dahingetrieben
Und sie schaut ihr staunend nach
wie sie trabt
wie sie trabt,
wie sie trabt...

© Raymond Zoller