Die Klamurke Belletristik

Karl-Friedörich

(824. Variante zu einem bekannten Thema)




Wer reitet so spät noch übern Damm?
Es ist Karl Friedrich; man sieht's ihm an.
Das Pferd ist besoffen, Karl Friedrich ist blau;
Sie reiten heim zu seiner Frau.

Karl Friedrich, was zittern so bang deine Knie?
Ich glaube ich muß mal. Halt an, hoppla hü!
Und er geht und er kommt, und will wieder aufs Roß;
Doch kommt er nicht hoch: Das Roß ist zu groß.

Den Steigbügel packt er mit kräftiger Hand,
läuft neben dem Pferd durch das nächtliche Land.
'ne Leiter am Wege welch Göttergeschenk!
Er nimmt sie und steigt damit hoch auf das Pferd.

Dort oben zu sitzen welch schönes Gefühl!
Sie ziehn durch die Nacht; und die Nacht, die ist kühl!
Wenn's nur nicht so schaukelt... Doch halt - nun hört's auf:
Das Pferd, es hielt inne aus rasendem Lauf!

Was läufst du nicht weiter, verdammtes Biest?
Ein Graben dort vorne den Weg mir verschließt!
Ein Graben mit Wasser, so tief und so breit...
Nun stell dich nicht an! Es ist nicht mehr weit!

Das Pferd, es läuft weiter und fällt plitsch hinein;
Karl Friedrich fällt mit und wird naß bis aufs Bein.
Am anderen Ufer, da kriechen sie raus,
Und weiter geht es durch Nacht und durch Graus...

© Raymond Zoller